Ein Grundstein unserer Demokratie

70 Jahre Charta der deutschen Heimatvertriebenen

Zum 70. Jubiläum der Vertriebenen-Charta erklärt der Bundesvorsitzende der Ost- und Mitteldeutschen Vereinigung der CDU/CSU (OMV) – Union der Vertriebenen und Flüchtlinge, Egon Primas:

Gestern vor 70 Jahren unterzeichnet – heute vor 70 Jahren verkündet: Die Charta der deutschen Heimatvertriebenen erzeugte 1950 innen- wie außenpolitisch besondere Aufmerksamkeit. Sie nahm die der
schlechten sozialen Lage geschuldete Unruhe der Vertriebenen auf und lenkte die darin sichtbar
werdenden Energien in Richtung des Wiederaufbaus und einer Abmilderung der erlittenen Verluste. Sie
zeichnete eine frühe Vision eines freien und geeinten Europa, wofür der Verzicht auf Rache und Vergeltung zentral und Verständigungsbereitschaft notwendig waren – und wo auch das Recht auf die Heimat
für alle Menschen Wirklichkeit werden könnte. Außerdem ordnete sie Flucht und Vertreibung als Weltproblem ein, dem nur in gemeinsamer internationaler Anstrengung zu begegnen sei.
Damit war die Charta von Beginn an auf eine friedvolle Zukunft in Europa und in der Welt ausgerichtet.
Zu Recht hat sie Bundestagspräsident Dr. Wolfgang Schäuble jüngst als ein „Grundstein unserer
Demokratie“ bezeichnet. Es ist gut, dass der Bund der Vertriebenen eine Deklaration veröffentlich hat, in
der nach wie vor aktuelle Forderungen dieses wegweisenden Dokumentes nochmals deutlich herausgestellt werden.
Auch für die CDU und die OMV hat das Charta-Jubiläum eine besondere Bedeutung. Von Anfang an
waren viele Heimatvertriebene Mitglieder der CDU. Dr. Hans Lukaschek etwa, ehemaliger ZentrumsPolitiker und ehemaliger Oberpräsident von Oberschlesien, hatte in Berlin gemeinsam mit dem aus Ratibor vertriebenen Prälaten Carl Ulitzka (ebenfalls Zentrum) an der Gründung der CDU mitgewirkt. Am 6.
August 1950 sprach Lukaschek als erster Bundesvertriebenenminister auf dem Platz vor dem Neuen
Schloss in Stuttgart zu den Anwesenden, würdigte die Charta und nahm aus der Erfahrung dieses ersten
Tags der Heimat sicher den noch dringlicheren Auftrag mit nach Bonn, den Lastenausgleich und die Vertriebenengesetzgebung voranzutreiben.
Zusammen mit ihren Vorläufern – den Landesflüchtlingsausschüssen der CDU und der CSU sowie dem
Landesverband Oder-Neiße der CDU – verbindet die OMV die Unionsparteien seit über 70 Jahren eng
mit den Heimatvertriebenen, Aussiedlern und ihren Verbänden sowie mit den in der Heimat verbliebenen Deutschen. Gradmesser dafür ist auch die Parteiprogrammatik, in der sich aktuelle Anliegen und die
in der Charta vertretenen, zeitlosen Werte stets wiederfanden.
Das empathische und in die Zukunft weisende Grußwort der CDU-Vorsitzenden Annegret Kramp-Karrenbauer zum Charta-Jubiläum bietet Anlass zur Hoffnung, dass entsprechende Formulierungen auch in das
neue Grundsatzprogramm der CDU einfließen werden.